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Erbprinz Ernst August von Hannover gibt Kunstwerke an Schloss Blankenburg zurück

Sie sind wieder da! Kunstwerke, die mehr als 250 Jahre den sogenannten Kaisersaal im Großen Schloss Blankenburg im Harz schmückten, werden dort wieder ihren Platz finden. Das Haus Hannover hat sie den Schlossrettern gestiftet.

Autor: Jens Müller, veröffentlicht in der Harzer Volksstimme am 13.06.2022
André Gast (Mitte) führt Erbprinz Ernst                  August von Hannover (rechts) und seine Gattin                  Ekaterina (links) durch das große Schloss Blankenburg                  und zeigt ihnen den Kaisersaal.

André Gast (Mitte) führt Erbprinz Ernst August von Hannover (rechts) und seine Gattin Ekaterina (links) durch das große Schloss Blankenburg und zeigt ihnen den Kaisersaal. Foto: Jens Müller

Blankenburg – Historischer Tag für die Blankenburger Schlossretter. Der Verein hat historisch wertvolle Kunstwerke zurückerhalten, die einst den sogenannten Kaisersaal schmückten.

Erbprinz Ernst August von Hannover unterzeichnete am Montag, 13. Juni, im Grauen Saal des Großen Schlosses in Blankenburg, mit Vereinsvize André Gast im Beisein von Schatzmeisterin Angelika Heinemeyer einen entsprechenden Vertrag zur Rückführung von sieben Ölgemälden aus dem frühen 18. Jahrhundert in den Harz.

„Wir sind dem Haus Hannover und dem Erbprinzen sehr dankbar, dass die Bilder nun in Blankenburg bleiben. Das ist für uns ein toller Moment. Damit bekommt die Krone der Region ihre Edelsteine zurück“, sagte ein sichtlich bewegter André Gast, der sich seit zwölf Jahren darum bemüht hatte, die Gemälde wieder an jenen Ort zurückzuholen, für die sie einst angefertigt worden waren. Mit der nunmehr geglückten Rückführung werde nun auch ein weiteres historisches Highlight im Schloss gesetzt. „Es zeigt aber auch, wie leistungsfähig der Verein ist“, so Gast, der den Vertragsabschluss als große Anerkennung für die Arbeit der Schlossretter sieht. Er dankte Erbprinz Ernst August nochmals herzlich für diesen großzügigen Schritt, der noch vor Jahren undenkbar gewesen wäre.

Bilder werden der Öffentlichkeit präsentiert

„Ich finde es besonders wichtig, dass Kulturgüter meiner Familie für die Nachwelt erhalten bleiben und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden“, sagte Ernst August von Hannover am Rande der Vertragsunterzeichnung. „Die Bilder gehören einfach hierher.“ Es sei aus seiner Sicht ein guter Zeitpunkt, dass sie jetzt wieder an ihren angestammten Platz zurückkehren. „Ich freue mich sehr, dass das Projekt (die Rettung des Großen Schlosses, d. Red.) so gut vorankommt. Deshalb sollen auch die Bilder wieder dort hinkommen, wo sie einst hingen.“

Sieben Familienporträts aus dem 18. Jahrhundert

Für die Vertragsunterzeichnung waren die sieben ovalen und großformatigen Ölgemälde noch im Grauen Saal aufgestellt worden. Bei einem Rundgang durch das Große Schloss, dem einstigen Sitz seines Vorfahren Ludwig Rudolf (1671-1735), Herzog zu Braunschweig und Lüneburg sowie erster Fürst von Blankenburg, ließ sich Erbprinz Ernst August von Hannover mit seiner Gattin Ekaterina auch jenen Ort zeigen, wo die Bilder in den nächsten Tagen in ihre ovalen Stuckrahmen gehängt werden: den Kaisersaal. Der Rundgang führte außerdem durch viele weitere Zimmer des Großen Schlosses, die in den vergangenen Jahren durch die Arbeit der ehrenamtlichen Schlossretter bereits liebevoll hergerichtet wurden.

Einmalige Zeugnisse der Welfengeschichte

Bei den Gemälden handelt sich um sieben Porträts, die laut einem Gutachten von Professor Dr. Winfried Baer (Berlin) extra für die Ausstattung des Kaisersaals in Blankenburg angefertigt wurden. „Das Konzept des Kaisersaals stellt, was wir von keinem anderen deutschen Fürstenschloss kennen, eine Hommage auf die aktuellen familiären Verbindungen des Herzogshauses Braunschweig-Blankenburg mit dem Wiener Kaiserhof und dem russischen Zarenhaus dar“, heißt es in einer Expertise des einstigen Berliner Museumsdirektors. Die sieben Porträts – Herzog Ludwig Rudolf, Herzogin Christine Luise von Braunschweig, Kaiser Karl IV., Kaiserin Elisabeth Christine mit Töchterchen Maria Theresia, Zar Peter I., Zarevitsch Alexei sowie dessen Gattin Charlotte Christine – waren demnach substanzieller Bestandteil der Innenarchitektur jenes zwischen 1709 und 1710 erbauten Saals, weshalb sie auch bei der Auslagerungsaktion des Inventars 1945 auf die Marienburg bei Hannover dort verblieben. Umso schmerzlicher, so André Gast, sei letztlich die Rückübertragung der Mitte der 1990er Jahre aus Sicherheitsgründen ausgelagerten Bilder an das Welfenhaus, die 2011 aus Blankenburg abgeholt wurden. „Bei Ihnen lagerten sie aber besser als bei uns“, bekannte André Gast an Ernst August von Hannover gewandt.

Nach den Sicherungsarbeiten am Dach des Großen Schlosses und der erfolgreichen Schwammbekämpfung würden die Gemälde aber nun gute Raum- und Klimabedingungen im Kaisersaal vorfinden. André Gast: „In zwei, drei Wochen werden wir sie dort der Öffentlichkeit präsentieren können.“

André Gast unterzeichnet im Beisein von                Angelika Heinemeyer vom Verein „Rettung Schloss                Blankenburg“ mit Erbprinz Ernst-August von Hannover den                Vertrag zur Rückführung der Gemälde.

André Gast unterzeichnet im Beisein von Angelika Heinemeyer vom Verein „Rettung Schloss Blankenburg“ mit Erbprinz Ernst-August von Hannover den Vertrag zur Rückführung der Gemälde. Foto: Jens Müller