Auszug aus der Schlossgeschichte
- 11. Jahrhundert
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Mitte 11. Jahrhundert
Die Blankenburg wird auf dem Blankenstein, einem etwa 300 Meter hohen Kalkberg, errichtet (nicht belegt) und war somit auch Namensgeber für die Stadt Blankenburg.
- 12. Jahrhundert
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1123
Die Burg wird zum ersten Mal chronistisch als ‚castrum blankenburch‘ erwähnt. Herzog Lothar von Sachsen, der spätere Kaiser Lothar III, verfügt über die Befestigungsanlage.
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1162
Graf Poppo, der erste Graf von Blankenburg, teilt seinen Besitz an seine beiden Söhne Konrad und Siegfried auf. Konrad wird der erste Graf von Regenstein, Siegfried Graf von Blankenburg.
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1182
Die Burg wird durch Friedrich I Barbarossa erobert und zerstört.
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Die Blankenburg um 1200. Rekonstruktion nach einem alten Stich von Speer. - 16. Jahrhundert
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19. November 1546
Die Burg wird durch einen Brand zerstört. Die zweite Ehefrau des Grafen, Magdalena von Stolberg, stirbt in den Flammen (Sie war zu dieser Zeit schwanger). Es wird daraufhin mit einem Neubau eines Schlosses im Stil der Renaissance begonnen.
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Das Renaissanceschloss um 1590. Rekonstruktion nach einem alten Stich von Beck. -
1599
Das Geschlecht der Grafen von Blankenburg-Regenstein stirbt (verschuldet) aus. Die Grafschaft mit ihrer Residenz fällt als erledigtes Lehen an das Herzogtum Braunschweig-Lüneburg zurück.
- 17. Jahrhundert
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1668
Herzog Rudolf August (Bruder von Herzog Anton Ulrich) lässt den Tiergarten anlegen und nutzt Schloss Blankenburg als Jagdschloss.
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1690
erhält Ludwig-Rudolf (jüngerer Sohn des Herzogs Anton Ulrich) das Schloss und die Grafschaft Blankenburg als Apanage (Abfindung für nicht regierende Mitglieder) durch die Herzöge Anton Ulrich und Rudolf August. Ludwig Rudolf heiratet darauf Christine Luise von Oettingen aus Schwaben.
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Herzog Ludwig Rudolf. - 18. Jahrhundert
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1705 – 1731
Das Schloss wird zur barocken Residenz umgebaut. Federführend hierbei ist der Braunschweig-Wolfenbütteler Landesbaumeister Hermann Korb.
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1. November 1707
Die Grafschaft Blankenburg wird durch Kaiser Joseph I zu einem reichsunmittelbaren Fürstentum erhoben.
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1714
Herzog Ludwig-Rudolf übernimmt das Fürstentum Blankenburg in eigener Regie. Seine Regierungszeit ist geprägt durch Barocke Hofhaltung und Blankenburg wird kulturelles Zentrum der Region: Blankenburger Carneval, höfische Jagden, Barock-Feuerwerk, Musik- und Theateraufführungen, Bibliothek mit ca. 15.000 Bänden. Durch die Ehen von zwei Töchtern Ludwig Rudolfs bedingt, unterhält der Hof in Blankenburg enge Beziehungen zu dem Hof des Kaisers in Wien und dem Hof des Zaren von Russland.
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1731
Nach dem Tod seines kinderlosen Bruders August Wilhelm übernimmt Herzog Ludwig Rudolf die Regierung des gesamten Herzogtum Braunschweig und verlegt seine Residenz nach Wolfenbüttel. Das Schloss steht seitdem leer und wird nur selten von Angehörigen der Herzogsfamilie besucht.
- 19. Jahrhundert
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1831
Der Verfall des Schlosses wird durch energisches Eingreifen von Herzog Wilhelm aufgehalten und umfangreiche Bauarbeiten beginnen:
Durch Entfernung von Zwischenwänden werden aus ursprünglich 275 kleinen Gemächern 150 größere Räume. Der Redoutensaal wird zum Theater umgestaltet. Der Rittersaal erhält Architekturmalereien im Stil der Gotik. Glasgalerien werden am Ost- und Südflügel auf der Hofseite angebaut. Der alte Galerieflügel wird zur Unterkunft von Soldaten (Infanterie-Leib-Bataillon) und heißt seither Kasernenflügel.
Herzog Wilhelm nutzt Schloss Blankenburg vornehmlich als Jagdschloss. Zudem trifft sich hier die High Society der damaligen Zeit (beispielsweise Bismarck); Kaiser Wilhelm II hat 4 Zimmer im Erdgeschoss des Ostflügels. -
Andersen steht vor verschlossener Tür
1831 besuchte der berühmte dänische Schriftsteller Hans Christian Andersen auf seiner Reise von Braunschweig nach Leipzig auch Blankenburg. Leider blieb ihm damals ein Blick in das Große Schloss aufgrund von Renovierungsarbeiten verwehrt.
Andersen übernachtete damals in einem der besten Gasthöfe der Stadt dem „Weißen Adler“ in der Langen Straße. Dieses Haus existiert heute leider nicht mehr – es wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Er schwärmte jedoch von der malerischen Aussicht, die ihm geboten wurde. In der Nähe seiner Unterkunft muss Andersen ebenfalls das Schloss in seinem Tagebuch skizziert haben. Auf den ersten Blick ist das Große Schloss zu erkennen.
Skizze im Tagebuch von Hans Christian Andersen.
Quelle:Det Kongelige Bibliotek Kopenhagen
Zur Besichtigung des Schlosses hatte sich Andersen jedoch eine denkbar unpassende Zeit ausgesucht. Herzog Wilhelm hatte gerade damit begonnen die Gebäude nach 100-jährigem Leerstand renovieren und umfangreich umbauen zu lassen. Durch Entfernung von Zwischenwänden wurden aus ursprünglich 275 kleinen Gemächern 150 größere Räume, der Redoutensaal wurde zum Theater umgestaltet und der Rittersaal erhielt Architekturmalereien im Stil der Gotik. Außerdem wurden Glasgalerien am Ost- und Südflügel auf der Hofseite angebaut.
Trotzdem Andersen das Schlossinnere nicht zu Gesicht bekam, beeindruckte ihn zumindest der Blick auf die Stadt von der Aussichtsplattform vor dem Schloss. Er fand, dass Blankenburg „wie Kirschen auf einem Kohlblatt“ vor ihm läge – ein passender Vergleich, wenn man sich die Stadt heute ansieht.
Blankenburg von der Aussichtsplattform am Schloss.
Foto: Jens Haase - 20. Jahrhundert
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1914
Das Schloss wird zu Wohnzwecken umgebaut. Herzog Ernst August und seine Ehefrau Viktoria Luise Prinzessin von Preußen betrachteten Blankenburg als Zweitresidenz im Herzogtum Braunschweig.
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Das Braunschweiger Herzogspaar Prinzessin Viktoria Luise von Preußen und Herzog Ernst August von Hannover. -
1917
Die Tochter Friederike des Herzogspaares wird im Schloss Blankenburg getauft. Friederike wird später Königin von Griechenland und ist die Mutter der heutigen spanischen Königin Sophia.
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1945
Die Amerikaner besetzen Blankenburg, sie werden später durch die Briten abgelöst. Unter Schutz der Briten siedelt die Herzogsfamilie unter Mitnahme des Schloss-Inventars auf die Marienburg bei Hildesheim über.
Blankenburg wird sowjetische Besatzungszone und das Große Schloss Volkseigentum. -
1947 – 1957
Das Große Schlosses wird von der Sozialversicherung als Genesungsheim genutzt.
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1957 – 1991
Die Fachschule für Binnenhandel des Verbandes Deutscher Konsumgenossenschaften (VDK) hat auf Schloss Blankenburg ihren Sitz.
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1992 – 2004
Der gesamte Gebäudekomplex steht leer. 2004 erfolgen erste Sicherungsarbeiten zur Rettung der Gebäudesubstanz.
- 21. Jahrhundert
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seit 2005
Die Sicherungsarbeiten werden durch den gemeinnützigen Verein Rettung Schloss Blankenburg e.V. weitergeführt und die Sanierung des Großen Schlosses in Teilabschnitten vorbereitet.
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Dezember 2006
Der erste Bauabschnitt der hat Sanierung begonnen. Die Arbeiten konzentrieren sich neben den notwendigen Sicherungsmaßnahmen auf die Schlosskapelle im Kirchenflügel des Schlosses. Darüber hinaus konnte die Pförtnerloge hergerichtet und zur Nutzung durch den Verein übergeben werden.
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Ende 2008
Das Große Schloss wurde zwangsversteigert. Neuer Eigentümer ist die Tochtergesellschaft des Vereins Rettung Schloss Blankenburg e.V. die ebenfalls gemeinnützige Großes Schloss Blankenburg GmbH.
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29. Oktober 2010
Der Verein Rettung Schloss Blankenburg wurde von der Stadt Blankenburg mit dem Adolf-Just-Preis geehrt, der jährlich von der Luvos-Heilerde-Gesellschaft gestiftet wird. Mit der Ehrung wurde das große Engagement aller Vereinsmitglieder gewürdigt, die sich unermüdlich für die Rettung des Blankenburger Wahrzeichens einsetzen.
Adolf-Just-Preis 2010 -
28. Mai 2011
Der Theatersaal wurde nach fast 20 Jahren Leerstand wieder seiner Bestimmung übergeben. Die Sanierungsarbeiten am Theaterflügel laufen auf Hochtouren weiter.
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Dezember 2011
Die Sanierungsarbeiten am Theaterflügel wurden abgeschlossen.
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2012
Schloss Blankenburg wird Außenstelle des Standesamts der Stadt Blankenburg. Die erste Trauung fand im Mai statt.
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15. November 2013
Die Teilsanierung des Küchenflügels wurde abgeschlossen und die Turmuhr wieder in Betrieb genommen.
Ziffernblatt der restaurierten Turmuhr -
27. Oktober 2014
Der Verein Rettung Schloss Blankenburg e.V. wurde mit dem Deutschen Preis für Denkmalschutz ausgezeichnet. Die „Silbernen Halbkugel“ erhielt der Verein für sein langjähriges und ehrenamtliches Engagement, zur kontinuierlichen Bestandssicherung, Sanierung und Nutzung des Großen Schlosses Blankenburg als herausragendes Kulturdenkmal von überregionaler Bedeutung und Wahrzeichen der Stadt Blankenburg.
Silberne Halbkugel mit Urkunde -
Noch mehr Hintergrundinformationen, Histörchen und Fakten zur Architektur finden Sie in unserer Schlossbroschüre.
Die von Roger Reckewell, Wolfgang Reimann und Hilde Thoms verfasste Publikation trägt den Titel „Schloss Blankenburg. Krone einer Region“. Sie befasst sich mit der Geschichte des Schlosses von der mittelalterlichen Burg über das Renaissanceschloss bis hin zu dem im Wesentlichen bis heute erhalten gebliebenen Zustand als Barockschloss. Darüber hinaus wird von den Welfen in Blankenburg ebenso erzählt wie von prominenten Besuchern. Auch die Situation des Schlosses ab 1991, dem Beginn des Leerstands, wird ausführlich geschildert.