„Ich urtheilte, daß auch Frauenspersonen nach Gelehrsamkeit trachten sollten“ – ein Vortrag über Dorothea Christiana Erxleben

Saturday, 19. November 2022

16:00 - 17:00 Uhr

Eine gemeinsame Veranstaltung vom Verein zur Förderung der Friederike-Caroline-Neuber-Stiftung und dem Verein Rettung Schloss Blankenburg

Dorothea Christiana Erxleben (1715 – 1762) stellt in ihrer Zeit als gelehrte und berufstätige Frau eine absolute Ausnahme dar. Professionalität und Gelehrsamkeit zu erringen, war Frauen im Heiligen Römischen Reich nicht gestattet: Aufgrund des christlichen Menschenbildes war die Frau normativ von den Institutionen höherer Bildung (z.B. Gymnasium und Universität) ausgeschlossen und damit auch vom politischen Amt, wie vom Lehramt in Kirche und Universität. Nur adlige Frauen konnten unter spezifischen Bedingungen, z.B. als vormundschaftliche Regentin oder als Äbtissin eines freiweltlichen Damenstiftes, politische Herrschaft ausüben.

Die Rolle der Frau war aufgrund ihres „geschlechtsspezifischen Wesens“ allein auf die der Ehefrau, Hausfrau und Mutter festgelegt. Nach Luthers Lehre war das Weib zur Haushaltung geschaffen. Diese Bestimmung wurde moralisch und religiös untermauert und als gottgegeben dogmatisiert. Entsprechend diesem Ziel war auch die geringe Bildung der Mädchen. Außerhalb der Rolle als Hausfrau gab es nur Außenseiterinnen und Verfehmte, die alten Jungfern, Bedienstete, fahrendes Volk oder die Hexen. So waren die Frauen von der Reformation bis zur Romantik zur Gesichtslosigkeit verdammt und existierten in der Geschichte praktisch nicht. Nur selten gab es außergewöhnlich begabte Einzelgängerinnen, die die Enge des vorgeschriebenen Wirkungskreises durchbrechen konnten.

Die bürgerliche Arzttochter Dorothea Christiana Erxleben, geb. Leporin, ist eine solche herausragende Person. Sie urteilte, „daß auch Frauenspersonen nach Gelehrsamkeit trachten sollten“. Und ihr gelang es, ohne je ein Gymnasium oder eine Universität besucht zu haben, im Jahr 1754 die Doktorwürde und die Zulassung als Ärztin zu erreichen.

Welche Lebensansichten diese Frau hatte, was sie antrieb, welche Schicksalsschläge sie hinnehmen musste und wodurch ihre Promotion schließlich möglich wurde, erfahren Sie in einem Vortrag am 19.11.2022 im Großen Schloss Blankenburg, Beginn 16.00 Uhr. Es referiert Margrid Reitzammer, ehemals Leiterin der Historischen Bibliothek Quedlinburg.